Wertvolle Objekte einer vergangenen Zeit.
Wusstet Ihr, dass in Weißenburg eine echte Schatzkammer gefüllt mit Gold, Silber und wertvollen Edelsteinen existiert? Diese befindet sich in der Andreaskirche, doch ist sie nicht mit einem Piratenschatz oder Ähnlichem gefüllt, sondern mit liturgischen Objekten und Reliquien der Kirche.
St. Andreas ist heute eine Kirche der evangelischen Gemeinde, doch vor der Reformation war diese katholisch. Und im Gegensatz zum evangelischen Brauchtum haben die Katholiken ihre Kirchen mit zahlreichen Kunstwerken und Stiftungen gefüllt. Nun könnte man annehmen, dass nach der Reformation 1530 die mittelalterliche Ausstattung aus der Kirche entfernt wurde, doch dies trat glücklicherweise nicht ein. Doch leider wurde 1836-1839 St. Andreas purifiziert, somit wurde die Kirche von ihrem “unnötigen und alten” Schmuck gereinigt. Altäre wurden abgebrochen, Bilder abgehängt, Kerzenleuchter entfernt und vieles mehr. Im Oktober 1856 fand anschließend eine große Versteigerung statt, wobei eben dieses und aus weiteren Kirchen Vieles verkauft wurde. Was von der Versteigerung verschont blieb, bildet heute größtenteils die Ausstattung der Schatzkammer in der Andreaskirche, welche 1995 eingerichtet wurde.
Die wertvollen Gegenstände befinden sich in der ehemaligen Leutstube rechts hinter dem Hochaltar. Bei geöffneter Kirche ist die Schatzkammer durch eine Glastür einsehbar. Nun wurden oben die Begriffe liturgische Objekte und Reliquien genannt, um das Gedächtnis aufzufrischen, hier eine schnelle Erklärung. Liturgische Objekte sind Gegenstände, die während einer katholischen Messe oder Feierlichkeiten benutzt werden, wie Kelche, Teller, Kerzenständer oder Kreuze. Reliquien sind Gegenstände kultischer religiöser Verehrung, meist ein irdischer Überrest der Körper oder Körperteile von Heiligen, wie Knochen, Zähne oder Haare. Diese Überreste werden oft in irgendeiner Art von Gefäß oder Aufbewahrung verstaut, welche kunstfertig ausgeführt wurden.

Die Schatzkammer enthält sogar wirklich einen kleinen Schatzfund, den sogenannten Reliquienschatz. Im Jahr 1930 wurde hinter einem Bretterverschlag in der Höhlung der Mensa (= Altartisch) eine Truhe gefunden. In dieser befanden sich acht Tonapostel aus den Jahren um 1400, mehrere Reliquienbehältnisse und 2 Kopfreliqien um 1500. Bei diesen liegt ein helmartiges Gebilde aus Textilien auf einem Kissen, unter dem “Helm” werden menschliche Überreste des Heiligen Sebastians und der Heiligen Ursula aufbewahrt. Aber keine Sorge, man sieht keine Knochen oder Ähnliches, denn diese sind nochmals in Schatullen verstaut.
Das Kostbarste der Schatzkammer ist wohl ein bronzenes romanisches Altar- und Prozessionskreuz aus dem 12. Jahrhundert. Das Besondere daran ist, dass das Kruzifix (= Darstellung des ans Kreuz genagelten Jesus) wahrscheinlich aus dem Vorgängerbau der Andreaskirche stammt und all die Jahrhunderte überlebt hat. (Kleiner Hinweis: wenn Jesus bei mittelalterlichen Kruzifixen mit vier Nägeln ans Kreuz (=Viernageltypus) geschlagen dargestellt wird, ist das ein Indiz, dass das Kreuz vor 1260 entstanden sein könnte.)
Leider befinden sich keine frei verfügbaren Bilder im Internet von der Schatzkammer, welche ich hier legal einfügen könnte, daher nur ein Buchcover und ein paar Links, damit man sich trotzdem etwas anschauen kann.
Romanisches Altar- und Prozessionskreuz, 12. Jahrhundert
Zeitungsartikel mit Sicht auf Tonapostel
Es bleibt euch Allen wohl nichts anderes übrig, als sich die Schatzkammer selbst einmal anzusehen 🙂
verwendete Literatur:
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Schatzkammer von St. Andreas in Weißenburg (= Arbeitshefte des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Band 95). München 2000.
Internetquellen:
Abbildung:
Buchcover Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Schatzkammer von St. Andreas in Weißenburg (= Arbeitshefte des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Band 95). München 2000.