Eine Thermenanlage des römischen Kastells Biriciana.
Wenn man in und um Weißenburg wohnt oder Weißenburg auch nur besucht, muss man die römischen Thermen einmal gesehen haben. Die Thermenanlage zählt zu den bemerkenswertesten in ganz Süddeutschland. Diese wurde 1977 beim Bau von Reihenhäusern entdeckt und in den 1980er Jahren aufwendig restauriert, teilweise rekonstruiert und mit einer großen Kuppel überdacht.
Bei der römischen Thermenanlage sind grob drei Bauphasen auszumachen: Der erste Bau entstand um 90 nach Christus (n. Chr.), etwa zeitgleich wie das Kastell. Die Therme war ein einfaches Reihenbad, bei dem die Räume Umkleideräume, Laubad (Tepidarium), Warmbad (Caldarium) und Kaltbad (Frigidarium) hintereinander angeordnet waren. Die Anlage bestand damals aus wenigen Räumen mit hölzernen Anbauten.

Bei einer Erweiterung um 130 n. Chr. wurden ein Warmbad, zwei Laubäder, ein rundes Schwitzbad (Sudatorium), ein Kaltbad und eine Sporthalle angebaut. Dabei wurde die komplette Thermenanlage in Stein zu einer Basilika mit Portikus ausgebaut.

In den Jahren 167/168 n. Chr. gab es einen Brand in den Thermen, der wohl durch die Feuerstellen oder durch die Markomannenkriege ausgelöst wurde. Deswegen wurde um 180 n. Chr. in einer 3. Bauphase die Therme deutlich größer wieder aufgebaut. Dabei wurde auch die Anordnung der Becken verändert, welche nun ringförmig angeordnet wurden. Die Ausstattung wurde luxuriöser, so wurden zum Beispiel die Becken mit Kalksteinplatten ausgestattet und die Wände mit Malereien verziert.
Um 230 n. Chr. wurde die Thermenanlage bei den Alamanneneinfällen stark beschädigt. Danach wurde die Anlage nicht wieder aufgebaut und später dann endgültig aufgegeben.

Heute noch erhalten sind:
- Das Caldarium hatte drei durch eine sogenannte „Schildkröte“ (schildkrötenförmiger bronzener Metallkessel über dem Heizkanal) beheizte Warmwasserbecken mit etwa 20–30 °C und einen durch Hypokausten erwärmten Fußboden (rekonstruiert). Mit nur 40 cm Wassertiefe war es nur für knietiefes Waten, nicht aber zum Schwimmen geeignet.
- Die Tepidarien waren durch Luftschächte mit den Heizungsräumen (praefurnia) verbunden. Sklaven schürten in den kleinen Gruben vor den Luftschächten das Feuer, und die heiße Luft floss in die beiden Laubäder.
- Das runde Sudatorium an der Westseite mit Hypokausten, von dem nur noch wenige Grundmauern stehen, stammt aus der Bauphase 2 und wurde nach der Zerstörung nicht wieder aufgebaut.
- Bei der Sauna mit Hypokaustenheizung (aus der dritten Bauphase) ist der Fußboden original erhalten. Das zu dieser Sauna gehörige Frigidarium wurde rekonstruiert.
- An der Ostseite der Anlage sind Reste aus der dritten Bauphase vorhanden: Sauna, Umkleide (Apodyterium) und ein großes Frigidarium. Hier war das größte Becken der Therme (8,80 m × 7,70 m) mit einer Tiefe von 60 cm
Aber um die Zusammenhänge der Räume und die unterschiedlichen Bauphasen richtig zu verstehen, muss man sich die Thermenanlage vor Ort ansehen. Eine Führung mitzumachen, ist nur empfehlenswert. Ihr habt noch Zeit bis Mitte November, die Thermenanlage zu besuchen, denn anschließend ist diese bis Mitte März geschlossen.
Literatur:
- Sulk, Simon: Das römische Kastell Biriciana Weißenburg in Bayern. Ein Führer. Regensburg 2020.
Internetquellen:
Abbildungen:
Frigidarium, Gabriele Delhey, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Tepidarium und kleines Frigidarium., Gabriele Delhey, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Rekonstruktion, CyArk, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons