6 Bildfelder aus dem Wandmalereizyklus passend zu Ostern.
Der heutige Veröffentlichungstermin fällt mit dem Osterwochenende zusammen, daher ist es nur passend, dass wir uns heute mit einer bildlichen Darstellung der Kreuzigung und Auferstehung Christi beschäftigen. Im Dezember 2021 habe ich euch bereits 5 Bildfelder zur Geburt Christi aus dem Wandmalereizyklus in der Spitalkirche vorgestellt. Diesmal geht es um 6 Bildfelder eben dieses Zykluses, welche der Ostergeschichte entsprechen.
Wie schon in dem vorangegangenen Beitrag erwähnt wurde, befindet sich an der Langhaussüdwand oberhalb der Empore ein Wandmalereizyklus aus dem Leben der Maria und Jesu. 26 Bildfelder sind erhalten geblieben, welche aus dem Jahr 1480 stammen. Der Künstler wird im direkten Umfeld des bekannten Nürnberger Malers Michael Wolgemut vermutet.
Der Erhaltungszustand der Bildfelder ist leider eher mäßig, diese sind von zahlreichen diagonalen Hieben durchzogen, welche auf eine unsachgemäße Freilegung und Restaurierung in den 1960er Jahren zurückzuführen sind. Daher sind die Szenen leider auch auf den Abbildungen sehr schwer zu erkennen.

Wir beginnen mit der Darstellung der Kreuztragung, Jesus trägt das Kreuz auf seinen Schultern durch die Straßen. Simon hilft ihm dabei, dieser ist dabei in zeitgenössische Kleidung gekleidet. Maria steht am linken Bildrand, die Hände zum Gebet gefaltet, hinter ihr sind einige ockerfarbene Nimbusse gestaffelt, welche wahrscheinlich die Jünger andeuten sollen. Im Bildfeld sind noch vier Soldaten, besonders auffallend ist der glatzköpfige Soldat hinter Simon, welcher Maria eine Grimasse schneidet.

Die nächste Bildszene zeigt die Annagelung Christi ans Kreuz. Jesus wird in einer Landschaft von mehreren Soldaten an das auf dem Boden liegende Kreuz genagelt. Sein Gesichtsausdruck ist nicht mehr zu erkennen, da die Wandmalerei schlecht erhalten ist. Der Soldat, welcher links vom Kreuz kniet ist noch am besten erhalten und man kann sehen, dass dieser seine beiden Arme über den Kopf gehoben hat und mit einem Hammer in den Händen zum Schlag ausholt.

Links über dem ehemaligen Durchgang zum Spital befindet sich wahrscheinlich die Szene der Kreuzigung. Durch einen Einbau eines Fensters zu späterer Zeit sind ca. 90 % des Bildfeldes verloren gegangen. Es sind keine Figuren oder ein Schauplatz auszumachen. Lediglich in der linken unteren Bildecke lassen sich Vorzeichnungen für ein Gewand mit reichem Faltenwurf finden. Eine Besonderheit an diesem Bildfeld gibt es trotzdem, nämlich dass die Wandmalereien auf dem darunterliegenden Torbogen weitergemalt wurden und sich nicht an die Beschränkungen des Bildfeldes anpassen.

Rechts über dem ehemaligen Durchgang ist die Kreuzabnahme dargestellt. Dieses Bildfeld ist ebenso wie das Vorherige nur am unteren Bildrand erhalten. Durch einen späteren Fenstereinbau sind die oberen zwei Drittel verloren gegangen. Durch eine eindeutig in der rechten unteren Bildecke erkennbaren Leiter, kann diese Szene als Kreuzabnahme identifiziert werden. Auch dieses Bildfeld überschneidet die Architektur der Türrahmens.

Das darauffolgende Bildfeld zeigt in Teilen die Grablegung Christi. Die noch erhaltenen Teile zeigen einen Mann, welcher gerade die Gebeine Christi in einen Sarg legt. Durch den Einbau des Fensters sind große Bereiche des Bildfeldes verloren gegangen, vor allem in der linken und oberen Bildhälfte. Am rechten Bildrand ist ein Mann zu sehen, welcher das Leichentuch mit den Gebeinen Christi darauf in den Händen hält. Es sind nur noch die Beine von Jesus zu sehen, sein Oberkörper ist verloren gegangen. Er wird in einen steinernen Sarg gebettet, welcher die komplette Bildbreite einnimmt.

Anschließend folgt die Darstellung der Auferstehung Christi. In einer Landschaft steigt Jesus aus einem Steinsarg, um ihn herum sind vier Soldaten. Die Steinplatte ist zur Seite geschoben und Jesus steigt aus diesem empor und hat seine rechte Hand zum Segensgestus erhoben. In der Anderen hält er einen Kreuzstab. Um das Grab verteilt sind vier Soldaten in Rüstungen. Ihre Handlungen oder Körperpositionen sind aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes nicht erkennbar.
Einige Fragen sich jetzt vielleicht, warum man in eine Wand mit Wandmalereien ein Fenster eingebaut hat. Dies ist nichts ungewöhnliches, denn es wurden Wandmalereien oft schon früh übertüncht, da diese nicht mehr dem Stil der Zeit entsprachen. Dadurch sind diese oft in Vergessenheit geraten und man wusste nicht, dass man mit baulichen Veränderungen Wandmalereien zerstört. In der Spitalkirche war dies aber anders, denn es ist durch eine Graffitoinschrift (= in eine Wand eingeritzte Inschrift) belegt, dass die Wandmalereien erst nach dem Jahr 1581 übertüncht wurden, daher wusste man beim Einbau des Fensters, welches vom Stil ein Renaissance-Fenster ist, wahrscheinlich von den Wandmalereien. Heute kann nicht mehr nachvollzogen werden warum dieses Fenster mittig in einen Wandmalereizyklus eingebaut wurde. Selbst in den 1960er Jahren wurden noch neue Stromkabel verlegt, welche die Wandmalereien maßgeblich zerstörten, zu diesem Zeitpunkt wusste man auch schon, dass sich dort Wandmalereien aus dem Mittelalter befinden.
Die Spitalkirche ist für Besucher derzeit leider dauerhaft geschlossen und kann nur zu Gottesdiensten besucht werden. Bei diesen werdet Ihr aber leider die Wandmalereien auch nicht sehen können, weil diese von dem Emporenaufbau verdeckt werden. Aber immerhin könnt Ihr in diesem Beitrag ein paar wenige schlechte Abbildungen davon sehen.
Ich wünsche euch allen frohe Feiertage.
Verwendete Literatur:
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
- Schädler-Saub, Ursula: Gotische Wandmalereien in Mittelfranken. Kunstgeschichte Restaurierung Denkmalpflege (=Arbeitshefte des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Bd. 109). München 2000.
Abbildungsnachweis:
Die Fotos wurden von Eva Wittmann aufgenommen.