Ein mittelalterlicher Verteidigungsbau, welcher bis heute das Stadtbild Weißenburgs prägt.
Die Weißenburger Stadtmauer ist derzeit in aller Munde, da diese sich in manchen Bauabschnitten extrem neigt und rissig ist, dass diese für viel Geld saniert werden soll. Der Erhalt der Stadtmauer ist aus der Sicht des Denkmalschutzes natürlich sehr wichtig, aber diese prägt auch das Stadtbild. So wäre ein Weißenburg ohne ihre Stadtmauer undenkbar.


Bereits im 12. und 13. Jahrhundert wurde eine Stadtmauer errichtet, diese grenzte die heute nördliche Altstadt bis zum Spitalturm ein (siehe Karte blauer Bereich). Im 14. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl Weißenburgs so rasant an, dass man mehr Platz benötigte. Deswegen erlaubte Karl IV. am 31. Juli 1336 die Erweiterung der Stadtbefestigung mit den Worten “das sie ire vorstat zu Weysemburg mit mawren und graben umbundumb festen mugen”*. Die Bauarbeiten dauerten bis in das zweite Drittel des 15. Jahrhunderts an, dabei wurde die alte Stadtmauer weiter ausgebaut und im Süden ausgedehnt. Die Erweiterung vergrößerte Weißenburg um das Doppelte, dabei wurde Bauland auf Vorrat erschlossen.

– Fun Fact: Tatsächlich reichte der im Mittelalter erschlossene Platz so lange aus, dass eine Besiedlung außerhalb der Stadtmauer erst im 19. Jahrhundert notwendig wurde. –
Die mittelalterliche Stadtmauer bestand aus 37 quadratischen Türmen, 2 runden Türmen und 3 Toren. Im Norden das Ellinger Tor, im Osten das Obere Tor (auch Wülzburger oder Eichstätter Tor genannt) und im Süden das Frauentor. Zum heute noch erhaltenen Ellinger Tor gibt es bereits einen Blogeintrag, in welchem ihr genaueres über den Bau und dessen Bauformen und Verzierungen lesen könnt.
Die rechteckigen Schalentürme (= ein steinerner Wehrturm in einer äußeren Mauer, der auf der Rückseite offen oder dort in einer leichten Bauweise ausgeführt ist) wurden zur Stadtseite hin mit Fachwerk geschlossen, so konnten diese als Wohn- und Lagerraum benutzt werden. Die Höhe der Türme überragen die Mauer nur wenig, so erheben sich die Traufen (= die Tropfkante am Dach eines Gebäudes) nur knapp über dem ursprünglichen Wehrgang (= der obere Abschluss einer Wehrmauer oder eines Wehrturmes in Form eines Ganges für Verteidiger). Besonderheiten sind die beiden runden Türme der sogenannte “Scheibleinsturm” im Westen, der “Schrecker” im Norden (welcher heute nicht mehr erhalten ist) und der “Fünfeckturm” westlich des Ellinger Tores.
Die Stadtmauer war bis zum Jahr 1822 vollständig erhalten, ab diesem Zeitpunkt wurden große Teile abgerissen, da die Stadt sich erweiterte und modernisiert wurde.
Ein Überblick:
1823: Abriss im Norden des sogenannten “Schrecker”
1864 – 1898: Mauer beim Zwinger bis zum Obertor größtenteils abgerissen
1867 und 1868: Stadtmauer an zwei Stellen (Auf der Schanz und an der St. Andreas Kirche) geöffnet
1874: Abriss Obertor
1878: Abriss Frauentor
Nach 1891: zweiter Zugang zur Stadt von Süden, der westliche Teil des Seeweihers wurde zugefüllt und der dahinter liegende Abschnitt der Stadtmauer mit Turm wurde abgebrochen.

Wie ihr lesen könnt, wurden 2 der 3 Tore mittlerweile abgerissen, das stellt natürlich einen großen Verlust dar. Dennoch ist es schön, dass das Ellinger Tor, welches auch das prächtigste von den Dreien war, noch erhalten geblieben ist. Große Bereiche der Stadtmauer können vor allem am Schießgraben im Süden, am Seeweiher im Südosten und im Stadtgraben im Norden besichtigt werden.Man kann bei einem etwa 2 km langen Spaziergang einmal an der mittelalterlichen Stadtmauer entlang laufen, und somit ein Gefühl für die Größe einer mittelalterlichen Stadt bekommen. Da wird man schnell merken, dass die Städte sehr viel kleiner waren als man vielleicht denkt.
Wer sich dafür interessiert, wie es nach dem 19. Jahrhundert mit der Stadtentwicklung außerhalb der Stadtmauer weiter ging, kann im Heft “villa nostra” 1/2022 mehr darüber lesen.
* Zitat:
Kießling, München 2001, S. XCV.
Verwendete Literatur:
- Große Kreisstadt Weißenburg i. Bay. (Hrsg.): villa nostra – Weißenburger Blätter (1/2022). URL: https://www.weissenburg.de/villa-nostra/
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
Internetquellen:
Abbildungen:
Weißenburg Stadtmauer Seeweihermauer, Vitold Muratov, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Google Maps bearbeitet von Eva Wittmann
Stadtmauer Weißenburg Werner Neumann, wugwiki.de, Urheber Ubeier, bearbeitet durch Eva Wittmann