Ein schlichter Kirchenbau in Mitten der Altstadt.
Die ehemalige Karmeliterkirche ist ein eher unauffälliger Bau und fügt sich in die Häuserreihe in der Luitpoldstraße ein. Doch was viele nicht wissen, so schließen sich hinter der Kirche noch die alten Klostergebäude an, welche von der Straße aus nicht zu sehen sind. Um zum Kloster zu gelangen, muss man in die schmale Klostergasse am westlichen Ende der Kirche einbiegen. Ein Geheimtipp ist der anschließende Klostergarten, welcher mit Bänken zum Verweilen und mit Wegen zum Schlendern einlädt.
Das ehemalige Karmelitenkloster wurde 1325 gegründet. Als möglicher Stifter wird Heinrich von Heideck genannt, welcher von 1344 – 1377 Domherr zu Eichstätt und Kantor in Würzburg war. Fertiggestellt wurde der Kirchenbau etwa um das Jahr 1350. Der Außenbau der ehemaligen Karmeliterkirche ist schlicht gehalten. Das Langhaus wird durch hohe Rundbogenfenster und der Chor durch Spitzbogenfenster mit Butzenscheiben gegliedert. In der Mitte befindet sich das Südportal der Kirche, welches heute als Haupteingang genutzt wird und das einzige Element mit Baudekor ist. Die doppelflügelige Holztüre wird von einem organisch geschnitzten Tympanon (= geschmücktes Giebelfeld) überspannt. Das Portal ist von einer reich verzierter Steinumrahmung mit Voluten (= schneckenförmiger Dekor), konkaven und konvexen Formen umgeben, in welches das Stadtwappen eingelassen ist. Der Baudekor der Tür ist aber nicht wie die Kirche mittelalterlich, sondern stammt aus der Zeit als vor allem das Innere der Kirche barockisiert wurde. Von vielen wird diese Architektur nicht gleich als Kirche erkannt, weil ein Kirchturm fehlt, doch dies entsprach den Ordensvorschriften der Karmeliter.


Die ursprüngliche dreiflügelige Klosteranlage schließt an die Nordwand der ehemaligen Karmeliterkirche an. Bei den Umbaumaßnahmen der ehemaligen Kirche zu einem Kulturzentrum in den 1981/83er Jahren wurden der West- und Nordflügel durch Neubauten ersetzt. Diese orientieren sich an den historischen Gebäudegrößen, dabei wurden Fenster und Türgewände übernommen. Nur der Ostflügel ist in großen Teilen aus dem 14. Jahrhundert erhalten geblieben.
Wie eben erwähnt, wird die ehemalige Kirche heute als Veranstaltungsraum genutzt, auch das Kloster hatte mehrere verschiedenartige Nutzungen. Nach der Reformation und dem Tod des letzten Klosterinsassen 1544 ging dieses in den Besitz der Stadt über. Danach wurde das Kloster an „ehrbare bescheidene Personen vermietet“. Die Gebäude wurden bis ins 20. Jahrhundert auch als Knabenschule, Pfründnerhaus und Kindergarten genutzt. Durch eine zwischenzeitliche Nutzung nach dem 2. Weltkrieg als Altenheim und bis in die 1980er Jahre durch eine benachbarte Brauerei wurden zahlreiche bauliche Änderungen am Bau des Ostflügels vorgenommen. Heute sind die Räumlichkeiten des Ostflügels ungenutzt, der Nord- und Westflügel sind als Garderoben oder Nutzräume für das Kulturzentrum in Benutzung.

Wenn ihr mal wieder an der Karmeliterkirche vorbeiläuft und ein paar Minuten übrig habt, dann lohnt es sich in die Klostergasse einzubiegen und sich den Klostergarten – ein Stückchen verborgenes Weißenburg – anzusehen.
Verwendete Literatur:
- Haberkorn, Peter Friedrich: Weißenburg in Bayern. Stationen seiner Geschichte vom römischen Zentralort zur spätmittelalterlichen Reichsstadt. Nördlingen 1996.
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
- Mader, Felix und Gröber, Karl (Hrsgg.): Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken V. Stadt und Bezirksamt Weißenburg i. Bay. München 1932.
- Mödl, Gustav: Weißenburger Kulturfenster. Der Weg eines Klosters durch die Jahrhunderte. Weißenburg i. Bay. 1983.
Abbildungen:
Karmeliterkirche Südfassade, Wolfgang Sauber, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Karmeliterkirche Südportal,Wolfgang Sauber, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Klostergarten, Alexander00, CC BY-SA 2.0, via Wugwiki