Ein Brunnen aus der Römerzeit oder nicht?
Wenn man den Namen Römerbrunnen hört, dann liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Brunnen aus der Römerzeit handelt. Doch der Fall ist beim Weißenburger Römerbrunnen leider nicht so einfach. Denn wie der Brunnen zu seinem Namen kam, ist bis heute nicht wirklich geklärt. Es gibt zwei verschiedene Theorien, beide können heutzutage nicht mehr als richtig oder als falsch identifiziert werden.

Zuerst einmal, der Römerbrunnen ist eine mit Stein eingefasste Quelle des Volkammerbaches. Viele nutzen den Namen aber auch für den Platz vor der Quelle, welcher mit einer Grillvorrichtung, einer Sitzgruppe und einer Hütte ausgestattet ist. Man gelangt zum Brunnen, wenn man dem Römerbrunnenweg und dann dem Ludwigswald Trail (ein 30 min. Wanderweg durch den Stadtwald) folgt.
Theorie 1:
Der Römerbrunnen wurde zeitweise auch Riemleinsbrunnen genannt. Uns ist bekannt, dass der Brunnen im Jahr 1726 schon eine gemauerte Quellfassung besaß. 1763 beschloss man den Brunnen neu in barocker Manier zu fassen und die ausführende Kraft soll dabei der Bürger namens Riemlein gewesen sein. Daher der Name Riemleinsbrunnen. Es ist zu vermuten, dass ab der Neustiftung der Brunnen so genannt wurde. Gestiftet wurde die Neufassung jedoch von dem Ratsherren und Fortsbeamten Johann Jakob Roth und dem Ratsherren und Stadtbaumeister Georg Leonhard Raab. Diese Namen sind auch bestätigt und lassen sich in der Inschrift um die Öffnung des Brunnens finden. Doch der Name Riemlein taucht nicht am Brunnen und auch in keinen Quellen auf. Daher ist die Überlieferung des Namens Riemlein unbekannt.
Aber jetzt stellt sich noch die Frage, wie dann aus dem Riemleinsbrunnen ein Römerbrunnen wurde. Die Theorie lautet nach dem Heimatforscher Ulf Beier, dass der Name über die Jahrzehnte durch Sprachverschleifung irgendwann von Riemleinsbrunnen zu Römerbrunnen wurde.
Theorie 2:
Der Name Römerbrunnen geht auf eine Sage zurück, welche besagt: “Einst hielt sich in der Gegend eine römische Kohorte auf, welche das Gebiet sichern wollten. Einer der Soldaten stieß auf ein germanisches Mädchen und deren Vater. Der alte Mann wurde sofort getötet, während das junge Mädchen tief in den Wald fliehen konnte. Der römische Legionär folgte der Germanin, um sie zu versklaven. Nachdem er sie eingeholt hatte, erhob es einen Speer und es kam zu einem Kampf um Leben oder Tod. Letztendlich erstach der Römer das Mädchen mit einem Schwert und begrub ihre Leiche. Der Soldat wollte nun zu seiner Kohorte zurückkehren, stellte jedoch fest, dass er seine Orientierung verlor. Er entdeckte eine Quelle und folgte ihr solange, bis er seine Kohorte wiederfand. Da es sich um einen günstigen Lagerplatz handelte, bauten die Römer dort ihren Stützpunkt und fassten die Quelle zu einem Brunnen. Das germanische Mädchen soll der Legende zufolge als weiße Gestalt erscheinen, um ihren Vater zu suchen.” (Originalquelle) Laut dieser Theorie handelt es sich also doch um einen römischen Brunnen, welcher aber heute eine barocke Einfassung von 1764 besitzt.
Welche Theorie glaubt ihr ist wahr? Falls Ihr demnächst einen Ausflug zum Römerbrunnen unternehmt, dann haltet doch nach der weißen Gestalt Ausschau. Vielleicht könnt ihr so die zweite Theorie bestätigen 😉
Verwendete Literatur:
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
Internetquellen:
Abbildung:
Römerbrunnen Weißenburg, Padd y, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons