Ein Aussichtsturm auf dem Rohrberg.
Mit dem Beginn des Frühlings fängt wieder die Ausflugs- und Wanderzeit an. Ein beliebtes Ziel ist dabei der Bismarckturm auf dem Rohrberg in der Nähe von Weißenburg. Man benötigt ungefähr 45-60 Minuten Fußweg, um von der Stadt aus zum Aussichtsturm zu gelangen.
Der Bismarckturm misst eine Höhe von 12,65 Metern. Auf einem 49m2 quadratischen Podest erhebt sich der Turmsockel mit dem darauf stehenden Turm. Der quadratische Turm hat an seinen vier Ecken jeweils Dreiviertelsäulen. Abschließend ruht auf den Säulen ein Architrav mit einer Aussichtsplattform. Diese ist über 46 Stufen zu erreichen und in der Mitte befindet sich eine große Feuerschale. An dem Turm sind der Reichsadler, ein Bismarckwappen und das Weißenburger Stadtwappen angebracht.
Doch warum heißt der Aussichtsturm Bismarckturm? Wie kam er auf den Rohrberg? Warum hat er eine Feuerschale? Und gibt es noch mehr von diesen Bismarcktürmen? Viele Fragen, die den unscheinbaren Turm interessant machen.
Nach dem Tod Otto von Bismarcks 1898 wurde dieser regelrecht verehrt und das Volk wollte ihn mit zahlreichen Denkmälern ehren. An bestimmten Gedenktagen sollten Feuer entzündet werden, um seine Verdienste als “Schmied des Deutschen Reiches” zu ehren. (Dies erklärt also schonmal die Feuerschale.) Die deutsche Studentenschaft wollte in ganz Deutschland einheitliche Säulen oder Türme errichten lassen, um Bismarck zu gedenken. Daher riefen sie einen Wettbewerb für die Gestaltung der Türme aus. Wilhelm Kreis gewann den Wettbewerb mit seinem Entwurf “Götterdämmerung”. Nach diesem Entwurf ist auch der Weißenburger Turm, wie oben beschrieben, gestaltet. Das Besondere an Bismarcktürmen ist, dass diese ausschließlich vom Volk durch Spendensammlungen und nicht vom Staat finanziert wurden. Bis zum Jahr 1934 wurden über 200 Bauwerke zu Ehren Bismarcks erbaut, 146 Bismarcktürme sind in Deutschland heute noch erhalten. Einige davon werden auch noch regelmäßig befeuert, aber der in Weißenburg zählt leider nicht dazu.
In Weißenburg traf sich zum ersten Mal im Juni 1904 der Verein zur Gründung eines Bismarckturmes auf der Wülzburg, daraufhin wurden Gelder gesammelt und Pläne geschmiedet. Zuerst wollte man den Turm vor der Bastion “Kaltes Eck” der Wülzburg errichten. Doch war die Sorge, dass der Turm vor den gewaltigen Mauermassen nicht zur Geltung kommt. Deswegen wurde dort erstmals ein Holzmodell errichtet. Es wurde sich letztendlich gegen den Standort bei der Wülzburg entschieden, da der damalige verwahrloste Zustand einen “zu schäbigen Hintergrund” abgegeben haben soll. Als Bauort wurde dann schließlich der gut gelegene Rohrberg ausgewählt.

Bei der Einweihung des Turmes 1905 hätten die Weißenburger ihr Denkmal beinahe wieder dem Erdboden gleichgemacht. Denn eigentlich sollte die Einweihung mit dem Entzünden eines Feuers am Geburtstag von Bismarck am 1. April stattfinden, doch war der Turm noch nicht fertig gebaut. Daher entschied man sich für die erstmalige Entzündung für den 24. Juni zur Feier der Sonnenwende. Da man aber befürchtete, dass das Feuer des Turmes an dem hellen Sonnwendabend nicht gut sichtbar sein würde, wurde in die Feuerschale mehr Holz gefüllt. Diese Überfüllung der Feuerschale führte zu einem Brandschaden am Turm. Daraufhin musste der Turm gleich nach der Einweihung repariert werden und die Feuerschale wurde erhöht und mit zusätzlichen Drüsen ausgestattet, damit dies nicht noch einmal passiert.
Wenn also demnächst die Temperaturen steigen, dann ist der Bismarckturm ein perfektes Ausflugsziel. Ihr könnt die Aussicht genießen oder ein Picknick machen. Um nicht die Ereignisse vom Sonnwendabend 1905 nachzuspielen, empfehle ich euch aber kein Feuer in der Feuerschale zu entzünden 😉 Hier findet Ihr noch eine Wegbeschreibung und mehr Informationen zum Bismarckturm.
Verwendete Literatur:
- Kießling, Gotthard: Der Bismarckturm auf dem Rohrberg bei Weißenburg. In: villa nostra – Weißenburger Blätter 3/1997.
Internetquellen:
Abbildungen:
Bismarckturm, Rena02, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Wilhelm Kreis: Götterdämmerung, 1899., Peter Wittgens, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons