Eine großformatige Seltenheit.
Viele Gemeinden schlossen sich um 1530 dem Lutherischen Glauben an, so auch Weißenburg. Am 15. November 1530 kamen 454 Bürger Weißenburgs zusammen und stimmten fast einstimmig bei einer Wahl ab, dass sie ab sofort protestantisch sein wollen. Somit wurde Weißenburg evangelisch und die Kirche St. Andreas ebenso. Dies war ein großer Einschnitt in die Geschichte Weißenburgs. Vertreter der Stadt unterzeichneten daraufhin auf dem Reichstag in Augsburg das von Philipp Melanchthon und Martin Luther formulierte “Augsburger Bekenntnis”, die Grundlage der protestantischen Lehre.
Um an diesen Moment zu erinnern, stifteten drei Weißenburger Ehepaare und ein österreichischer Exkulant am 18. Januar 1606 ein Bild für die Andreaskirche, das sogenannte Konfessionsbild. Dieses hängt heute noch in der Kirche an der nördlichen Seitenwand des Langhauses. Mit einer Länge von 7,2 Metern und einer Höhe von 2 Metern könnt ihr das Bild nicht übersehen, wenn ihr die Andreaskirche besucht.


Das Konfessionsbild ist in fünf Einzelbilder unterteilt. Im Mittelteil werden mehrere räumliche und zeitgleiche Szenen gezeigt, welche die verschiedenen geistlichen Handlungen der evangelischen Kirche darstellen: Taufe, Abendmahl, Beichte, Predigt, Trauung, Christenlehre und das Musizieren der Chorschule. Mittig ist Jesus am Kreuz dargestellt, darüber befindet sich in einer halbkreisförmigen Ausbuchtung das Bild des Gottvaters, welcher segnend über das Geschehen blickt. Links unten befindet sich die Darstellung der Errettung Israels aus dem Roten Meer, was typologisch für die Taufe steht. Links oben: das Passahmahl der Juden vor dem Auszug aus Ägypten, das theologische Pendant zum im rechten oberen Seitenbild dargestellten Abendmahl Jesu. Im rechten unteren Seitenbild wird das eigentliche Konfessionsbild gezeigt. Johann Kurfürst von Sachsen übergibt Kaiser Karl V. die Bekenntnisbücher. Es sind mehrere Fürsten und Vertreter der Städte anwesend, so auch der Vertreter für Weißenburg hinter dem knienden Kurfürsten.

Man könnte annehmen, dass es vielleicht sehr viele Konfessionsbilder gibt, da sich mehrere dem Protestantismus angeschlossen haben. Doch gibt es neben dem Weißenburger Konfessionsbild nur noch fünf weitere in evangelischen Kirchen in Deutschland. Dies hat wahrscheinlich seinen Ursprung im Bilderverbot. Die Reformatoren lehnten die Anfertigung christlicher Bildwerke ab, da sie in der liturgischen Verwendung Götzendienst und sinnliche Ablenkung von der Frömmigkeit sahen. Aber gemäßigte Reformatoren erlaubten Bilder für didaktische Zwecke und darunter fielen auch die Konfessionsbilder.
Wir haben es mit dem Weißenburger Konfessionsbild, also mit einer echten Seltenheit zu tun. Zudem ist dieses auch das einzig erhaltene Bild des fränkischen Künstlers Wolf Eisenmann. Wenn ihr das nächste mal in der Andreaskirche seid, dann schaut euch das Bild unbedingt genauer an, es ist wirklich einen Blick wert.
Verwendete Literatur:
Schnell, Hugo (Hrsg.): St. Andreas Weissenburg/Bay. Kunstführer Nr. 999. München und Zürich 1974.
Internetquellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/St.Andreas(Wei%C3%9Fenburg_in_Bayern)#Konfessionsbild
https://www.sonntagsblatt.de/evangelisch-dekanat-weissenburg
https://de.wikipedia.org/wiki/Reformatorischer_Bildersturm
Abbildungen:
Konfessionsbild Detail, Tilman2007, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Konfessionsbild Detail, Tilman2007, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons