Der Hochaltar der St. Andreas Kirche.
Die Herzstücke einer Kirche sind die Altäre. In der Weißenburger St. Andreaskirche steht im Chor ein etwa sechs Meter breiter Flügelaltar, der sogenannte Andreasaltar. Dieser stand zunächst in der nördlichen Seitenkapelle und 1931 entschied man sich diesen als Hochaltar (= Hauptaltar in oder vor der Apsis) aufzustellen.

Es handelt sich bei dem Andreasaltar nicht um einen gewöhnlichen Flügelaltar, sondern um die Sonderform eines Altarschreins. Dieser hat ein schrankartiges Mittelstück mit sich öffnenden Flügeln. Im Mittelstück des Altars befindet sich eine geschnitzte und bemalte Figur des namensgebenden Apostels Andreas. Dieser wird sitzend und in ein Buch blickend dargestellt. Umrahmt wird dieser mit gedrehten Säulen und gotischem Maßwerk.
Die sechs Flügel der Altars zeigen von links nach rechts Judas mit seinem Attribut der Keule, Johannes mit einem Kelch und Petrus mit dem Schlüssel auf der linken Seite vom Mittelteil. Auf der rechten Seite sind Paulus mit einem Schwert, Jakobus d.Ä. mit Muschelhut und Pilgerstab und Simon mit einer Säge dargestellt. Auffallend ist, dass alle Apostel außer Simon dem mittig sitzenden Andreas zugewandt sind. Warum dies so dargestellt wurde, ist nicht bekannt.
Besonders interessant bei den Flügeln ist der Fußboden, welcher über die Bildtafeln hinweg konstant weitergeführt wird. Ebenso sind die Hintergründe der Flügel alle gleich und die horizontale Linie zwischen den verschiedenen Mustern wird im Mittelteil fortgeführt.
Die Rückseiten der Flügel sind ebenfalls bemalt und zeigen laut Literatur die Heiligen Sebastian, Wolfgang, Georg und Christophorus. Altäre wurden im Laufe des Kirchenjahres unterschiedlich geöffnet oder geschlossen gezeigt, daher sind die meisten Flügel auch auf den Rückseiten bemalt. Heutzutage wird dies bei alten Altären meist unterlassen, da die Wandlung Schäden verursachen könnten. Durch die immer geöffneten Altäre entsteht oft auch ein Nachteil, nämlich dass es häufig keine öffentlich verfügbaren Fotografien von den Rückseiten gibt. Dies ist auch beim Andreasaltar der Fall.
Bisher habe ich noch nicht erwähnt aus welcher Zeit dieser Altar stammt. Ein kleiner Hinweis zur Datierung findet ihr in der Beschreibung des Maßwerks, nämlich “gotisch”. Es handelt sich hierbei um einen Spätgotischen Altar um 1500. (Tipp: Ihr könnt gotische Altäre meist an ihrem Maßwerk und ihren Goldgründen erkennen.) Die Herstellung der Flügel wird der Werkstatt oder dem Künstler selbst Michael Wolgemut (*1434 – +1519) zugeschrieben. Dieser ist ein bekannter Nürnberger Künstler, welcher der Lehrer von Albrecht Dürer war.
Zu einem Altar gehört auch die Predella (= ein Sockel, welcher auf dem Altartisch steht und den eigentlichen Altaraufsatz = Retabel trägt), in diesem Fall gehört diese ursprünglich nicht zum Retabel, passt aber thematisch zum Altaraufsatz. Auf der Predella sind links Johannes mit Kelch, mittig ein musizierender Engel und rechts der Apostel Andreas mit seinem Attribut des Andreaskreuzes abgebildet.

Abschließend bleibt zu sagen, dass der Andreasaltar wirklich einen Blick wert ist, nicht nur weil dieser wahrscheinlich von einem berühmten Künstler gemalt wurde, sondern auch weil sich beim Betrachten viele kleine Details entdecken lassen, also schaut ihn euch bei Gelegenheit mal etwas genauer an. Hier geht es direkt zur Homepage der St. Andreas Kirche, dort könnt ihr die Öffnungszeiten nachsehen oder weiteres über die Kirche lesen.
Verwendete Literatur:
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
- Schlegel, Arthur: Architektur und bildende Kunst im Weißenburger Land. Sonderdruck aus dem Heimatbuch “Im Weißenburger Land”. München 1971.
Internetquellen:
Abbildungsnachweis:
Andreasaltar, Wolfgang Sauber, CC, via Wikimedia Commons