Eine Kirche im gotischen und neogotischen Stil.
In vorherigen Beiträgen haben wir schon mehr über das Brautportal, den Hochaltar, die Schatzkammer und das Konfessionsbild erfahren. Doch zum Kirchenbau von St. Andreas selbst wissen wir erst wenig. Dies soll sich in diesem Beitrag ändern.
Zur heutigen Andreaskirche am Martin-Luther-Platz 11 gab es bereits einen Vorgängerbau, welcher vermutlich um das Jahr 1182 in romanischer Bauweise erbaut wurde. Jedoch wurde diese Kirche nach knapp mehr als 100 Jahren wieder abgerissen, denn 1294 begann der Bau für die Andreaskirche. In einer ersten Bauphase wurde das dreischiffige Langhaus mit Nordturm und einem kleinen Chor erbaut. Das Langhaus ist außen durch einfach abgestufte Strebepfeiler und einem umlaufenden Kaffgesims auf Höhe der Abstufung gegliedert. Im Inneren ist das Mittelschiff mit sechs Jochen durch spitzbogige Arkaden von den beiden Seitenschiffen getrennt. Der Nordturm ist fünfgeschossig und ist mit Gesimsen zwischen den Geschossen dekoriert. Die Fenster sind mit wenigen Ausnahmen alle spitzbogig mit gotischem Maßwerk als Verzierung.
Im späten 14. Jahrhundert wurde eine komplette Kirchenerneuerung geplant. Dies führte zur zweiten Bauphase, in welcher der alte kleine Chor von 1425 bis 1465 durch einen neuen Größeren ersetzt wurde. Das Kreuzrippengewölbe des Chores ruht auf sieben 12 Meter hohen Rundpfeilern. Hohe Spitzbogenfenster nehmen fast die komplette Wandfläche ein. Die geplante Kirchenerneuerung und der größere Chor passte wegen der Stadtmauer nicht mehr zur ursprünglichen nach Osten zeigenden Ausrichtung (wie es für katholische Kirchen üblich ist, zur Erinnerung St. Andreas wurde erst 1534 profaniert), daher entschied man sich für den Neubau die Ausrichtung Richtung Stadtmitte zu wählen. Wegen Geldmangels wurde nur der Chor in der neuen Ausrichtung errichtet und kein neues Langhaus, deswegen wurde der neue Chor einfach mit dem alten Langhaus verbunden. Dadurch entstand ein sogenannter Achsenbruch zwischen den beiden Bauteilen.

In einer dritten Bauphase wurde im Osten an den Chor von 1459 bis 1520 ein Turm angebaut. Dieser ist in den ersten beiden Geschossen quadratisch angelegt und geht in den folgenden drei Geschossen in eine achteckige Bauweise über. Im Turm befinden sich vier Glocken und im obersten Geschoss eine Türmerstube, welche über eine Wendeltreppe erreichbar ist.

In einer vierten und letzten Bauphase wurde das Mittelschiff erhöht und dadurch entstand 1891 eine neugotische Basilika (= langgestreckte Kirchenbauten mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen), so wie wir sie heute sehen können.
Es ist durchaus normal, dass Kirchenbauten in mehreren Phasen erbaut wurden, es braucht Zeit solche großen Projekte zu verwirklichen. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass ein Kirchenbau in einem einheitlichen Stil gehalten ist, denn mit neuen Zeiten kommen auch neue Stilelemente. Doch die Weißenburger Andreaskirche ist durchgehend im gotischen Stil erbaut worden. Auch als das Langhaus im 19. Jahrhundert erhöht wurde, wurde dies dann eben im gotischen Stil getan. Bei der Innenausstattung war dies nicht der Fall, so wurde diese im 18. Jahrhundert mit Stuckarbeiten, einem neuen Altar und Emporen barockisiert. Im 19. Jahrhundert gab es eine neugotische Gestaltung des Langhauses. Die barocken und neugotischen Elemente wurden aber in den 1950er Jahren bei umfangreichen Restaurierungen fast vollständig entfernt.
Wer also mal ein Paradebeispiel für die gotische Architektur betrachten will, sollte sich unbedingt die Andreaskirche anschauen. Und wenn ihr die anderen Beiträge euch ebenso durchlest, dann habt ihr eigentlich schon eine kleine Führung durch die gesamte Kirche mit einigen ihrer Ausstattungsstücken bekommen.
Verwendete Literatur:
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
- Schnell, Hugo (Hrsg.): St. Andreas Weissenburg/Bay. Kunstführer Nr. 999. München und Zürich 1974.
Internetquellen:
Abbildungen:
St. Andreas Westseite, Tilman2007, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
St. Andreas Chor, Wolfgang Sauber, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
St. Andreas Ostturm, Tilman2007, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons