Eine neugotische Kirche vor den mittelalterlichen Stadtmauern Weißenburgs.
Wie wir wissen sind die Bürger Weißenburgs seit der Reformation 1530 vorwiegend evangelischen Glaubens. Daher war es für die Stadt lange Zeit nicht nötig ein Gotteshaus für katholische Bürger zu haben. Doch ab 1807 zogen wieder vermehrt Katholiken nach Weißenburg, dies wird oft durch die beginnende Industrialisierung erklärt. Da es in Weißenburg keinen Ort zum gemeinsamen beten gab, wurden die Katholiken kirchlich von Ellingen betreut. Die Zahl der katholisch Gläubigen stieg mit den Jahren weiter an und der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde immer größer. So versuchte man durch mehrere Petitionen zwischen den Jahren 1853 – 1863 die Stadt dazu zu bringen die Spital- oder Karmeliterkirche an sie abzutreten. Doch dies gelang nicht, aber 1869 konnte ein Bauplatz für eine neue Kirche erworben werden, nämlich in der heutigen Holzgasse 1.
Der Bau der Kirche, uns allen bekannt als St. Willibald, wurde im Jahr 1871 abgeschlossen. Es handelt sich dabei um ein dreischiffiges Langhaus, Arkadenbögen trennen die Schiffe voneinander im Inneren. Der Chor besitzt einen polygonalen Abschluss, einen sogenannten ⅝-Abschluss. An der Nordseite des Chores schließt ein Kirchturm an, welcher in einer achteckigen Bauweise mit einem Spitzhelm endet.
St. Willibald ist sowohl im Inneren, als auch außen sehr schlicht gehalten. Die Kirche wurde in einem Neugotischen Stil gefertigt. Stilmerkmale dafür sind die Strebepfeiler an den Außenwänden, die spitzbogigen Fenster und die Verzierungen an der Westfassade der Kirche.


Auf die Westfassade möchte ich gerne genauer eingehen, da diese der einzig andersartige Fassadenteil der Kirche ist. Sie ist nämlich nicht wie der Rest der Kirche verputzt, sondern die Steine sind sichtbar geblieben. In der Mittelachse befindet sich ein Portal, welches mit einer Verdachung aus gotischen Schmuckelementen, wie Filialen, Kreuzblumen und Krabben, geschmückt ist. Darüber befindet sich eine Fensterrose, welche sehr häufig bei gotischen Kirchenbauten zu finden ist. Links und Rechts neben dem Portal stehen auf Konsolen zwei Steinfiguren, diese werden von Baldachinen bekrönt. Es handelt sich dabei um Petrus und Paulus. Der Giebel wird von einem großen steinernen Kreuz gekrönt.
Zum Schluss ist noch erwähnenswert, dass die Kirche dem heiligen Willibald geweiht ist, wie jeder am Namen der Kirche erkennen kann. Willibald war um 748 der erste Bischof von Eichstätt und ist dafür bekannt, dass er in der Region für eine Stabilisierung des Christentums sorgte. Wie ich finde, wurde der heilige Willibald als Patron für die Kirche perfekt gewählt, denn durch den Bau hatten die Katholiken in Weißenburg erstmals seit der Reformation wieder ein Gotteshaus für sich und konnten ihren Glauben in ihrer Stadt ausleben.
Verwendete Literatur:
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
Internetquellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Willibald_(Wei%C3%9Fenburg)
https://www.weissenburg.de/sehenswertes/st_willibaldskirche-10161/
https://www.bistum-eichstaett.de/bistum/
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienW/Willibald_von_Eichstaett.html
Abbildungsnachweise:
St. Willibald, Tilman2007, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Hl. Willibald Dom Eichstätt, Loy Hering, CC BY-SA 2.0 DE, via Wikimedia Commons