Eine mittelalterliche Wandmalerei in der Spitalkirche zum Heiligen Geist.
Am heutigen Sonntag feiern die Christen Mariä Himmelfahrt. Im Mittelalter erfuhr die Muttergottes besondere Verehrung, ab dem 14. und 15. Jahrhundert kam es zudem vermehrt zu einer breiten volkstümlichen Verehrung. Maria wurde in bestimmten Nöten um Beistand angefleht, besonders in der Todesstunde. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich in der Spitalkirche im Chor an der Nordwand eine Mariendarstellung als Wandmalerei finden lässt. Wie im Beitrag von Juni erklärt wurde, sind im bürgerlichen Spital vor allem die Kranken Weißenburgs versorg worden. Maria ist aber nicht allein dargestellt, denn sie wird links und rechts von jeweils 7 Heiligen umgeben, von den sogenannten 14 Nothelfern, welche bei unterschiedlichen Nöten um Hilfe gebeten werden.

Die großflächige Wandmalerei ist durch eine unsachgemäße Freilegung und Restaurierung 1963 heute schlecht erhalten, so ist diese von großen Fehlstellen und Hiebmalen übersät. Daher kann die Reihenfolge der Heiligen entweder durch die noch erkennbaren beigegebenen Identifizierungsmerkmale oder durch das Ausschlussverfahren bestimmt werden.
Am linken Bildrand befindet sich Christophorus, welcher das Christuskind auf seiner Schulter trägt. Christophorus gilt als Helfer gegen den unvorbereiteten Tod und ist der Schutzheilige der Reisenden. Rechts daneben steht der heilige Leonhard, dieser ist der Schutzpatron für das Vieh und gilt als Helfer von Wöchnerinnen, bei Kopfschmerzen, aber auch Geistes- und Geschlechtskrankheiten. Anschließend ist der heilige Ägidius dargestellt, welcher als Helfer bei der Beichte und der stillenden Mütter verehrt wird. Helfer bei Halsleiden, Geschwüren und Pest ist der heilige Blasius, welcher rechts neben Ägidius steht. Daneben der heilige Erasmus, welcher bei Leibschmerzen, Krämpfen, Koliken und Magenkrankheiten um Hilfe gebeten wird. Zudem wird dieser bei Geburten und kranken Haustieren angerufen. Der 6. Heilige ist Nikolaus, dieser ist der Schutzpatron der Kinder und Patron der Liebenden, Gebärenden und Alten. Die letzte Heilige auf der Linken Seite ist Katharina, sie ist die Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen. Ebenso ist sie Helferin bei Zungenleiden und Sprachschwierigkeiten. Ihr ist ein Schwert beigeben, welches ihr Martyrium der Enthauptung darstellt. Mittig steht Maria mit dem nackten Jesuskind, welches sie an ihre Wange drückt. Rechts neben ihr ist der heilige Vitus dargestellt, welcher bei Krämpfen, Epilepsie, Tollwut, Bettnässen und Schlangenbiss um Beistand angerufen wird. Dieser hat züngelnde Feuerzungen in den Händen, ein Verweis auf sein Martyrium im Ölkessel, welcher mit Feuer geschürt wurde. Die heilige Margaretha folgt anschließend, sie ist die Patronin der Gebärenden und allen Wunden. Helfer bei Kriegsgefahren, Fieber und Pest ist der heilige Georg, welcher der dritte Heilige der rechten Seite ist. Georg ist klar zu erkennen an dem Drachen zu seinen Füßen. Es folgt der heilige Eustachius, dieser hilft in schwierigen Lebenslagen und bei Trauerfällen. Die heilige Barbara als Patronin der Sterbenden und Helferin gegen Blitz- und Feuergefahr, steht rechts neben Eustachius. Ihr ist ein Modell eines Turmes beigegeben, in welchen sie eingesperrt und enthauptet wurde. Der heilige Pantaleon ist der Vorletzte in der Reihe, er ist der Patron der Ärzte und Hebammen. Dieser ist eindeutig zu erkennen, da ihm die Hände über dem Kopf zusammengenagelt wurden, als Hinweis auf sein Martyrium. Am rechten Bildrand steht der heilige Achatius, welcher als Helfer bei Todesangst angerufen wird.
Die Wandmalerei stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Das Besondere an diesem Wandbild ist, dass es wahrscheinlich aus dem direkten Umkreis oder sogar aus der Werkstatt des berühmten Nürnberger Malers Hans Pleydenwurff stammt. Wie schon erwähnt ist die Wandmalerei in einem desolaten Zustand, aber ein Gesicht ist sehr gut erhalten, nämlich das des heiligen Leonhard. Vergleicht man nun ein Altarbild von Pleydenwurff, welches um 1460 entstanden ist und ebenfalls den heiligen Leonhard zeigt, dann sind die beiden Darstellungen sich zum Verwechseln ähnlich.
Ikonografisch ist die Darstellung der 14 Nothelfer keine Seltenheit, so verbreitet sich diese Darstellung der Heiligen ab ca. 1400 vom süddeutschen Raum bis nach Schweden, Ungarn und Italien. Dabei lässt sich in der Umgebung von Nürnberg aber eine Besonderheit ausmachen, denn im Nürnberger Raum werden meist die Heiligen Nikolaus und Leonhard anstatt von den gewöhnlich dargestellten Dionysius und Cyriakus abgebildet, wie es in Weißenburg auch der Fall ist.
In unserer Spitalkirche ist also eine kunsthistorisch wichtige Wandmalerei, welche zudem die mittelalterliche Heiligen- und Marienverehrung verdeutlicht. Zudem ist die Wandmalerei sehr groß, dadurch kann man auch noch erhaltene Details vom niedrigeren Betrachter Standpunkt gut erkennen. Leider ist die Spitalkirche nur zu Gottesdiensten geöffnet oder für Gruppenführungen, daher wird es etwas schwieriger für Euch die Wandmalerei selbst zu betrachten. Aber genau deswegen schreibe ich darüber, weil Viele vielleicht nicht wissen, dass sich mittelalterliche Wandmalereien in der Spitalkirche befinden.
Verwendete Literatur:
- Weichmann, Martin: Die Hospitalstiftung „Zum Heiligen Geist“ Weißenburg. Die Entstehung des bürgerlichen Spitals im Mittelalter. In: Mödl, Gustav: Kreiskrankenhaus Weißenburg. 500 Jahre Krankenpflege. Vom Bürgerspital zur modernen Klinik. Weißenburg in Bayern 1985, S. 67 – 76.
- Fürst, Heinrich: Die Vierzehn Nothelfer – unsere Freunde. Ihre Verehrung von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg. Petersberg 2008.
- Schädler-Saub, Ursula: Gotische Wandmalereien in Mittelfranken. Kunstgeschichte Restaurierung Denkmalpflege (=Arbeitshefte des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Bd. 109). München 2000.
Internetquellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vierzehn_Nothelfer
https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Marienkult
https://www.weissenburg.de/sehenswertes/spitalkirche_mit_spitaltor-3100/
Abbildungsnachweis:
Die Fotos wurden von Eva Wittmann aufgenommen.
Ich hätte Euch gerne das Vergleichsbild vom heiligen Leonhard von Hans Pleydenwurff mit in den Beitrag gepackt, aber ich konnte kein verfügbares Bild im Internet finden. Aber Pleydenwurff hat wohl öfters auf die gleiche Vorlage für verschiedene Gesichter zurückgegriffen, deswegen hier ein Link (https://www.gnm.de/objekte/hans-pleydenwurff-hl-dominikus-und-hl-thomas-von-aquin/ ) zu anderen ähnlichen Heiligen.