Die Geschichte eines bürgerlichen Spitals.

Das alte Spital mit Kirche in der Friedrich-Ebert-Straße 9 – 11 ist heute eher unscheinbar, da es nicht mehr als Spital zu erkennen ist. Das ehemalige Spitalgebäude aus dem 15. Jahrhundert wurde ab 1822 durch einen Neubau ersetzt und heute befindet sich die Sparkasse darin. Die zugehörige Kirche wird von den umliegenden Häusern fast verschluckt und der Glockenturm ist auch nicht auf den ersten Blick als solcher zu erkennen. Aber als ich mich näher mit dem Spital und dessen Kirche befasst habe, entdeckte ich einige interessante Aspekte, welche ich hier mit euch teilen will.
Zur Geschichte des Spitals und warum es überhaupt gegründet wurde: Das Spital zum Heiligen Geist ist ein bürgerliches Spital, das bedeutet, dass die Verwaltung in den Händen der Stadt lag. Doch in Weißenburg gab es schon ein klösterliches Spital, welches 1331 von Kaiser Ludwig dem Bayer gegründet wurde, dieses befand sich in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 18 im alten Augustinerinnenkloster.
Als kleinen Exkurs würde ich gerne auf die Aufgaben eines klösterlichen Spitals eingehen, da dies die Geschichte meiner Meinung nach verständlicher macht. Ich habe mir nämlich unter Spital sowas wie ein Krankenhaus vorgestellt, welches von einem christlichen Orden geführt wurde. Daher ging ich davon aus, dass in einem klösterlichen Spital Kranke versorgt wurden. Doch klösterliche Spitäler waren vor allem für die „hospitalis“, der Gastlichkeit, zuständig. Dies beinhaltet die Speisung, Aufnahme und Bekleidung von Armen, die Beherbergung von Fremden (diese waren meist Pilger) aber auch die Pflege von Alten und Kranken.
Wenn es nun in Weißenburg schon ein klösterliches Spital gab, welches sich mitunter auch um Kranke kümmerte, dann stellte sich mir nun die Frage: Warum wurde in Weißenburg ein bürgerliches Spital gegründet, wenn doch schon eines vorhanden war?
Dies hatte zwei Gründe, zum einen wuchs die mittelalterliche Stadt sehr schnell und das klösterliche Spital hatte zu wenig Kapazitäten. Zum anderen war das klösterliche Spital der Abtei Wülzburg unterstellt, dadurch hatte dieses durch den Kaiser zugestandene Steuervergünstigungen erhalten. Der Reichsstadt war dies ein Dorn im Auge und der Konflikt zwischen den beiden Parteien eskalierte 1451. Die Weißenburger brannten das Kloster Wülzburg kurzerhand nieder und gründeten ihr eigenes bürgerliches Spital. Das erscheint uns heute ziemlich brutal, doch wenn man der Literatur glauben mag, dann war das nichts Ungewöhnliches.
Aber ich fand nicht nur die Entstehungsgeschichte unterhaltsam, sondern auch über den Standort des Heilig Geist Spitals gibt es Interessantes zu erzählen. Denn im Jahr 1376 wurde die Stadt erweitert, somit wurde eine neue Stadtmauer errichtet und die Alte verlor ihre Wehrfunktion. Man beschloss die schon vorhandenen Bauten für den Neubau des Spitals zu nutzen, so wurde der Glockenturm der Kirche über dem ehemaligen südlichen Stadttor errichtet. (Wenn man so will, dann kann man heute mit dem Auto unter einem Bestandteil einer Kirche durchfahren, den Gedanken fand ich irgendwie belustigend) Die Nordwand der Kirche verläuft an der ursprünglichen Stadtmauer entlang und das Spitalgebäude im Süden wurde auf dem aufgeschütteten Stadtgraben errichtet.
Viele fragen sich jetzt vielleicht: Warum gab es bei einem bürgerliche Spital überhaupt eine Kirche? Nun, in der damaligen Zeit spielten der Glauben und die Kirche eine sehr wichtige Rolle für die Menschen, die Trennung von Kirche und Stadt dauerte noch einige Jahrhunderte. Zudem orientierte sich das „kommunalisierte“ Spital stark an den bekannten klösterlichen Spitälern, nur lag nun die Administration bei der Stadt.
Dieser Beitrag fokussiert sich jetzt eher auf die Geschichte und weniger auf die Kunstgeschichte, aber ich wollte dies trotzdem mit euch teilen, da ich es selbst spannend fand. Zudem habe ich noch einen Beitrag zu der Architektur und den Wandmalereien in der Spitalkirche geplant. Dieser Beitrag ist so zu sagen die Vorspeise und soll schon mal hungrig machen auf die Hauptspeise, die Architektur und die unglaublichen Wandmalereien.
Verwendete Literatur:
- Weichmann, Martin: Die Hospitalstiftung „Zum Heiligen Geist“ Weißenburg. Die Entstehung des bürgerlichen Spitals im Mittelalter. In: Mödl, Gustav: Kreiskrankenhaus Weißenburg. 500 Jahre Krankenpflege. Vom Bürgerspital zur modernen Klinik. Weißenburg in Bayern 1985, S. 67 – 76.
- Kießling, Gotthard (Hrsg.): Stadt Weißenburg i. Bay. (= Denkmäler in Bayern Bd. V.70/2). München 2001.
Internetquellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hospital
https://de.wikipedia.org/wiki/Spitalkirche_zum_Heiligen_Geist_(Wei%C3%9Fenburg)
Abbildungsnachweis:
Spitaltor, Mef.ellingen, CC BY-SA 3.0